Die Film-Entwickler-Studie

Die Eigenschaften einer Film-Entwickler-Kombination werden üblicherweise durch verschiedene, mehr oder weniger wohl definierte Parameter beschrieben. Das ist zum einen die Filmempfindlichkeit, ein Parameter der sich relativ einfach sowohl in der Praxis als auch durch Messung der Schwärzungskurve zusammen mit der Steilheit (Gammawert) bestimmen lässt (-> Details). Weniger einfach zu beschreiben und zu bestimmen sind das Auflösungsvermögen, die Schärfe und die Körnigkeit. Hier stehen zumeist subjektive Eindrücke und Beschreibungen im Vordergrund , quantitative Aussagen dazu findet man praktisch nicht.
Der Grund hierfür mag sein, dass bei der bildmässigen Fotografie letztlich immer der subjektive Eindruck ausschlaggebend ist und nicht abstrakte Zahlen die möglicherweise nur von akademischem Interesse sind. Dennoch erschien es mir interessant zu erforschen, ob sich subjektive Erfahrungen und Eindrücke auch in quantitativen Zahlen wiederspiegeln. Zu diesem Zweck habe ich ein Verfahren entwickelt welches es erlaubt Qualitätsparamter von Film-Entwickler-Kombinationen zu bestimmen und zu vergleichen.

Die Methodik zur Bestimmung des Auflösungsvermögens basiert auf der mikroskopischen Auswertung der Abbildung einer Referenzstruktur (Siemensstern). Dabei erfolgt diese Auswertung vollständig numerisch und analytisch, es wird an keiner Stelle eine subjektive Bewertung vorgenommen. Zusammen mit dem Auflösungsvermöge liefert die Methode Anhaltswerte für die Kantenschärfe und die Anfälligkeit gegen Überstrahlung (Halo, Lichthof) einer Film-Entwickler-Kombination (-> Details).
Die Bestimmung der Kennzahlen der Kornstuktur beruht auf der mikroskopischen Auswertung gleich mässig belichteter Flächen der optischen Dichte D=1. Es handelt sich um eine Erweiterung des von KODAK vorgeschlagenen Verfahrens zur Bestimmung der RMS Granularität (-> Details).

Datenbasis

Die Auswahl der untersuchten Filme und Entwickler basiert auf vielen Jahren praktischer Erfahrung in denen sich rein subjektiv manche Kombinationen als besser oder schöner als andere dargestellt haben. Dabei war, wie oben erwähnt, die Erreichung einer hohen subjektiven Bildschärfe immer das vordringliche Ziel. Einige Filme und Entwickler habe ich aus Gründen der Vollständigkeit und der durch Herstellerangaben hervorgerufenen Neugier ergänzt, andere weggelassen. Daraus ergab sich die folgende Zusammenstellung:

Bei der Auswahl der Filme habe ich mich einerseits auf Kodak und Ilford Filme beschränkt und hier insbesondere die modernen Flachkristall (T-grain) Filme der Tmax und Delta Serien untersucht. TriX, als der Klassiker für Street Photography war als Referenz wichtig, der PanF als der Vertreter klassischer Filme geringer Empfindlichkeit und hoher Auflösung. Nützlich wenn bei hellem Tageslicht wenn im Sinn der Bildwirkung mit großen Blenden gearbeitet werden soll.

Bei den Entwickler finden wir D76 und XTOL als Vertreter eines antiken und modernen Universalentwicklers, daneben eine Reihe von Entwicklern die für besonders hohe Auflösung und Bildschärfe beworben werden. Den von Klaus Wehner kreierten Entwickler habe ich einige Jahre neben anderen im Gebrauch, er wird seit dem 1. 12. 2022 von der Fa. Jobo als “Alpha” vertrieben.

Die exakten Zeiten und Temperaturen der Entwicklung finden sich zusammen mit weiteren Details und den gemessenen Schwärzungskurven auf den Einzelseiten der Filme.(->Details).

Ergebnisse: persönliche Wertung

  • In der Klasse der ISO 400 Filme liefert Kodak Tmax400 (TMY) entwickelt in Wehner/Alpha bezüglich Auflösung und Kantenschärfe herausragende Ergebnisse

  • In allen getesteten Entwicklern zeigt Kodak Tmax400 (TMY) bessere Werte als der konkurriernde Ilford Film Delta400.

  • Für Kodak Tmax100, Ilford Delta100 und Ilford PanF wäre Spur SD2525 bezüglich Auflösung und Kantenschärfe erste Wahl wobei die Kombination TMY - Wehner/Alpha aber nicht übertroffen wird.

  • Ilford PanF ist bezüglich Kantenschärfe mit allen getesteten Entwickler überragend bzgl. Korn aber nicht besser als Kodak TMX. Allerdings ist PanF mit ISO 40 tpyischerweise 2 Blenden unempfindlicher als Kodak TMX.

  • Der Entwickler ADOX FX39 zeigt eine stärkere Ausprägung der Entwicklungs-Halo und ist für Filme der ISO 400 Klasse nicht zu empfehlen

  • Kodak XTOL liefert durchweg die geringste RMS Granularität, ein signifikanter Unterschied in der Granularität zwischen Flachkristall und klassischen Filmen ist nicht festzustellen

  • Der klassische D76 Entwickler liefert in allen Parametern erstaunlich gute Werte im oberen Mittelfeld.

Ergebnisse im Detail

KennungHersteller Bezeichnungnominelles ISO
PanFIlford PanF Plus50
Delta100Ilford Delta 100 Professional100
TMXKodak T-MAX 100 Professional100
Delta400Ilford Delta 400 Professional400
TriXKodak Professional TriX 400400
TMYKodak Professional T-MAX 400400
KennungHersteller BezeichnungKommentar, Herstellerangaben
D76Kodak D76 professionalStandard, Metol-Hydrochinon-Entwickler
XTOLKodak XTOL ProfessionalModerner Universalentwickler auf Phenidon-Ascorbinsäure Basis
FX39ADOX FX-39 IIWeiterentwicklung von Neofon-Rot, ausgewogene Schärfe und Korn
RodinalADOX Rodinal/AdonalRemake von Agfa Rodinal 2005, schärfesteigernd
Wehner/AlphaJobo AlphaEntwicklern von Klaus Wehner, seit 1.12.22 Jobo Alpha
SD2525SPUR SD2525optimiert auf Schärfe und Auflösung

Zu den Ergebnissen

Zu den Methoden